ÖVP macht Druck auf Krankenstand

Angriff auf ArbeitnehmerInnen – Kranke sollen während ihrer Genesung arbeiten

Wirtschaftsbund und ÖVP nutzen die Corona-Krise jetzt aus, um ArbeitnehmerInnenrechte anzugreifen und abzubauen. Denn eine weitere gefährliche Idee für ArbeitnehmerInnen hat Wirtschaftsbund-Generalsekretär Kurt Egger präsentiert: nämlich die des Teilarbeitens im Krankenstand – wenn der/die ArbeitnehmerIn wolle. „Wer garantiert, dass das ‚Wollen‘ des Arbeitnehmers nicht rasch zum ‚Wollen‘ des Chefs wird? Wie wird sichergestellt, dass in Betrieben kein Druck ausgeübt wird, trotz Krankheit zur Arbeit zu erscheinen?“, fragt FSG-Vorsitzender Rainer Wimmer. Auch das Argument, dass diese Teilarbeit nur nach Absprache mit dem Arzt erfolgen soll, sei fadenscheinig:

„Wenn ArbeitnehmerInnen unter Druck geraten und Angst um ihren Arbeitsplatz haben, besteht die Möglichkeit, dass sie beim Arzt Symptome herunterspielen oder ganz verschweigen, um ein entsprechendes Attest zu erhalten.“

Diese Idee Eggers zeige wieder deutlich auf, worum es dem Wirtschaftsbund gehe: Die Beschäftigten sollen möglichst immer verfügbar sein – ohne Rücksicht auf deren Gesundheit.

„Egger hegt ein generelles Misstrauen gegenüber ArbeitnehmerInnen. Während der Corona-Krise im Frühjahr wollte Egger Freizeiteinschränkungen für all jene, die zu einer Risikogruppe gehören. Erst vor wenigen Wochen forderte der Wirtschaftsbund eine Verschärfung der Zumutbarkeitsbestimmungen für Arbeitslose“, sagt Wimmer. Zu befürchten ist, dass unter dem Vorwand der Corona-Krise noch weitere Ideen von Seiten des Wirtschaftsbundes und der ÖVP kommen, die sich negativ auf die ArbeitnehmerInnen auswirken werden.

ÖVP will Gleichstellung verhindern

„Die nächste Nagelprobe wird die Gleichstellung von Arbeitern und Angestellten bei den Kündigungsbestimmungen. Obwohl diese bereits vor Jahren beschlossen wurde und ab 1. Jänner 2021 gelten soll, mehren sich die Hinweise, dass die ÖVP diese Angleichung unter Corona-Vorwand verhindern will. Wir werden jedenfalls weiterhin achtsam sein und jeden Angriff auf die ArbeitnehmerInnenrechte mit aller Kraft bekämpfen“, sagt der FSG-Vorsitzende.

ÖVP und Wirtschaft haben Macht an sich gerissen

„Die ständigen Pauschalverdächtigungen gegenüber den arbeitenden Menschen machen mich langsam grantig. Es gibt hervorragende Mediziner, die in Österreich darüber entscheiden, ob ihre PatientInnen arbeiten können oder nicht“, sagt FSG-Bundesgeschäftsführer Willi Mernyi, der sich auch wundert, wie man überhaupt auf die Idee kommen konnte: „Woher man jetzt als Wirtschaftsbund die Chuzpe nimmt, sich einzumischen und mitentscheiden zu wollen, ist mir wirklich schleierhaft. Offenbar glaubt man, schlauer als die heimischen Ärzte zu sein.“

„Dass sich ArbeitnehmerInnen, wenn sie krank sind, entsprechend erholen dürfen, ist ja kein Almosen ihrer Arbeitgeber, sondern ein sinnvolles Recht.“ Überrascht ist der FSG-Bundesgeschäftsführer aber nicht. Spätestens mit der völlig sinnlosen Reform der Krankenkassen haben Wirtschaft und ÖVP-Regierung klar gestellt, dass sie jetzt über die Beiträge und die Gesundheit der Menschen in Österreich entscheiden.  Sie haben die Macht an sich gerissen.

„Mitten in der Corona-Krise darüber zu fantasieren, Menschen auch krank arbeiten zu lassen, ist ein hinterhältiger Anschlag auf die Gesundheit der ÖsterreicherInnen.“ Außerdem beklagt Mernyi, dass offenbar niemand gewillt sei, über die Folgen nachzudenken: „Der rücksichtslose Umgang mit den arbeitenden Menschen hätte auch fatale Folgen für die ohnehin angeschlagene Wirtschaft. Offenbar schafft es der Hausverstand hier aber nicht, sich wenigstens in homöopathischen Dosen an den ideologischen Scheuklappen vorbei zu schummeln.“