Bundespräsident Alexander Van der Bellen: „Gäbe es keinen ÖGB, wir müssten ihn erfinden.“
Es waren dramatische Tage damals im April 1945: In Wien bekämpften sowjetische Truppen die nationalsozialistische Wehrmacht, in der Stadt gab es weder Strom noch Kohle. Der Zweite Weltkrieg war noch nicht vorüber.
Trotzdem wurde in diesen Tagen die Gründung des überparteilichen ÖGB beschlossen. Seither haben der ÖGB und die Gewerkschaften eine Vielzahl von sozialpolitischen Errungenschaften erreicht – einen Sozialsaat geschaffen, welcher uns im heutigen Ausnahmezustand besser durch die Corona-Krise führt, als das in vielen anderen Ländern der Fall ist.
Bei den Gewerkschaften laufen derzeit die Telefone heiß. Tausende haben Fragen zu ihren Jobs, zu Kurzarbeit und wie es weiter gehen wird. „Bei den Gesprächen hören wir, dass vielen erst jetzt in der Krise so richtig klar wird, dass ein starker Sozialstaat, den wir Gewerkschaften aufgebaut haben, und den wir ständig verteidigen müssen, das Beste ist, was wir haben“, sagt ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian.
Die Erfolge des ÖGB weiß auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen zu schätzen. Der ÖGB habe sich immer als verlässlicher Partner in unserem Land erwiesen:
„Der ÖGB ist 75 Jahre alt, und doch immer auf der Höhe seiner Zeit.“
Die Feierlichkeiten rund um den 75. Geburtstag des ÖGB wurden indes auf unbestimmte Zeit verschoben. „Wir wollten natürlich auf unser 75-jähriges Jubiläum aufmerksam machen“, berichtet der ÖGB-Präsident. „Wir wollten raus auf die Straße zu den Menschen gehen und wieder einmal aufzeigen, wofür der ÖGB da ist, aber in der jetzigen Krise werden wir woanders dringender gebraucht.“
„Wichtige Säule österreichischer Sozialpolitik“
Gratulationen gab es trotzdem jede Menge, allen voran von der SPÖ: Der ÖGB ist „eine nicht wegzudenkende Säule österreichischer Sozialpolitik aufseiten der ArbeitnehmerInnen“, so SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner und SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch.
Die soziale Krise mit einem historischen Höchststand in Österreich von rund 600.000 Arbeitslosen und mehr als 600.000 Anträgen auf Kurzarbeit zeigt einmal mehr, von welcher Bedeutung diese Institution für unser Land ist. „Denn die betroffenen ArbeitnehmerInnen wenden sich in ihrer Verunsicherung und oft auch Verzweiflung an die Betriebsrätinnen und Betriebsräte, die hervorragende Arbeit leisten, und an eine Institution, von der sie wissen, dass sie auf ihrer Seite steht. Und das ist der ÖGB“, sagt Rendi-Wagner.