Hausarztmangel lösen – die Zeit drängt

Mehr Geld für PatientInnen statt für Logos und teure Berater verpulvern

„Von 2006 bis 2017 ist die Anzahl der HausärztInnen um drei Prozent gesunken, gleichzeitig ist die Zahl der Menschen über 75 um 26 Prozent gestiegen. Es besteht daher dringender Handlungsbedarf unbesetzte Hausarztstellen zu besetzen und besonders im ländlichen Raum die Versorgung zu verbessern“, stellt Andreas Huss, Arbeitnehmer-Obmann der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) von der FSG fest.

„Für die Sicherstellung der flächendeckenden Versorgung ist der Kassenarzt zentral. Das Kassenarztsystem ist nach wie vor alternativlos, es muss aber an die neuen Anforderungen von PatientInnen und ÄrztInnen angepasst werden. Den klassischen Landarzt wird es so bald nicht mehr geben“, ist Huss überzeugt. Abgelöst wird er in den nächsten Jahren von Gruppenpraxen, Jobsharing-Praxen und hausärztlichen Versorgungszentren gepaart mit anderen Gesundheitsberufen wie Pflege, Psychotherapie, Physiotherapie, Sozialarbeit und ähnliches. Es braucht Versorgungsnetzwerke, die flächendeckend zusammenarbeiten und auch längere Öffnungszeiten und breitere Angebote garantieren.

Für Huss ist die momentane Entwicklung unverständlich: „Derzeit werden hunderte Millionen für die Zwangsfusion der Krankenkassen verpulvert. Gleichzeitig gibt es vor allem im ländlichen Raum zu wenig Hausarztstellen oder diese sind unbesetzt. Anstatt Geld für Logos und Berater auszugeben, muss in die Gesundheitsversorgung der ÖsterreicherInnen investiert werden.“ Darüber hinaus werden in den nächsten Jahren altersbedingt zahlreiche Kassenstellen unbesetzt sein.

„Rund die Hälfte aller niedergelassenen ÄrztInnen wird in den nächsten zehn Jahren in Pension gehen“, warnt Andreas Huss.

Aus diesem Grund wurde ein entsprechender Antrag von den FSG Arbeitnehmern im letzten Überleitungsausschuss der ÖGK eingebracht. Bis September erfolgt eine umfassende Evaluierung über die wohnortnahe Versorgung der Versicherten und eine Aufstellung über die Verteilung von WahlärztInnen und KassenärztInnen (inkl. unterschiedlicher Versorgungsformen). Damit sollen tatsächlich vorhandene Versorgungslücken aufgezeigt werden.

„Dieses Ergebnis im September bietet dann eine Grundlage, um weitere konkrete Schritte zu setzen. Es kann nicht sein, dass besonders im ländlichen Raum kranke Menschen keinen Hausarzt nahe ihrem Wohnort haben. Die vormalige schwarz-blaue Bundesregierung hat mit der Kassenreform Verbesserungen und Einsparungen versprochen. Was jetzt passiert, ist genau das Gegenteil. Wir fordern: Hausarztmangel bekämpfen statt Geld für Umfärbeaktionen verpulvern“, so Huss.