Unterstützung bei Adipositas zur Lebensstiländerung wirksamer als derzeitige Medikamente
Laut OECD-Daten steigt die Häufigkeit von Adipositas in Österreich und auch weltweit an. Im Vergleich zu anderen Ländern liegt Österreich bei übergewichtigen Jugendlichen 2 % über dem OECD-Schnitt. In der wissenschaftlichen Diskussion ist klar, dass es gesetzliche Maßnahmen gäbe, die diesem Trend entgegenwirken.
Besonders wirksam sind Public Health Maßnahmen wie die bessere Kennzeichnung von Lebensmitteln, Werbeeinschränkungen für ungesunde Lebensmittel und preispolitische Maßnahmen. Diese verhältnispräventiven Maßnahmen sind wirkungsvoll und unterstützen das gesunde Aufwachsen von allen Jugendlichen. Kombiniert dazu sollen Menschen mit Übergewicht oder Adipositas bei Lebensstiländerungen unterstützt werden.
ÖGK-ArbeitnehmerInnen-Obmann Andreas Huss:
„Die Österreichische Gesundheitskasse hat derzeit schon ein sehr gutes Angebot für Übergewichtige und unterstützt mit multiprofessionellen Teams bei der Lebensstiländerung. Wir wollen diese Angebote weiter flächendeckend ausbauen und unser Budget für Prävention und Gesundheitsförderung insgesamt von 1,4 % der Ausgaben auf 5 % ausbauen. Denn jeder Präventions-Euro kommt dreifach zurück.“
In den Bundesländern gibt es Angebote und Projekte, die in längeren Zeitverläufen die Betroffenen und deren Familien mit multidisziplinären Teams dabei unterstützen, den Lebensstil zu verändern und gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und Entspannung in den Tagesablauf gut zu integrieren. Die Unterstützungs-Teams bei Projekten wie „easykids“ in Salzburg oder „Down & Up“ in Kärnten bestehen aus BewegungsexpertInnen, ErgotherapeutInnen, DiätologInnen, PsychologInnen und ÄrztInnen. Medikamentöse Behandlungen stehen in diesen Settings nicht im Vordergrund.
„Wenn die Lebensstiländerung wirklich nicht gelingt und medizinische Gründe dringend dafür sprechen, bezahlt die Krankenversicherung auch einen operativen Eingriff und die Nachsorge. Es gibt am Markt einige medikamentöse Produkte, die nicht erstattungsfähig sind oder gar von der Heilmittelevaluierungskommission, in der auch die Ärztekammer und die Apothekerkammer vertreten sind, abgelehnt wurden. Die Abnehm-Pille gibt es leider noch nicht“, sagt Huss.
Immer wieder gibt es Ideen, Menschen mit Ãœbergewicht an die Geldtasche zu gehen und den Einzelpersonen die Schuld in die Schuhe zu schieben.
Gesundheitliche Strafmaßnahmen und das Agieren mit dem erhobenen Zeigefinger ist eigentlich schon seit den 90er-Jahren überholt, aber manche Akteure graben immer wieder in dieser Mottenkiste von Schuldzuweisungen. So auch der neue Vorschlag, die Familienbeihilfe für Familien mit schlanken Kindern zu erhöhen.
Huss: „Mittlerweile sollte allen Expertinnen und Experten klar sein, dass man mit Strafen keine intrinsische Motivation auslösen kann. Es braucht gesetzliche Public Health-Maßnahmen und Unterstützungsangebote für den Lebensstilwandel, damit können wir der Ausbreitung von Adipositas gut begegnen. Wenn wir eine Adipositas-Allianz für diese Maßnahmen formen, können wir viele Menschen erreichen und positiv motivieren. Die ÖGK ist ein verlässlicher Partner dabei. Dazu sind aber alle Politikfelder gefragt. Health in all policies ist gerade bei Adipositas die Antwort der Stunde. Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt dafür.“