Warum die Bewertungs-App „Lernsieg“ durchfällt

Wer will schon von irgendjemanden anonym bewertet werden – Feedback-Kultur würde sich verschlechtern

Die LehrerInnen-Bewertungs-App „Lernsieg“ ist online. Es sollen LehrerInnen von SchülerInnen, deren Erziehungsberechtigten oder von jeder anderen Person, mittels einer App bewertet werden.

„Dabei wird lediglich eine Telefonnummer überprüft, allerdings NICHT, ob diese Person SchülerIn dieser Schule ist, welche bewertet werden soll. Daher ist dem unseriösen Umgang Tür und Tor geöffnet. Aufgrund dessen, dass die Bewertenden zusätzlich anonym sind, wird eine Situation geschaffen, die mit Feedback-Kulter nichts zu tun hat“, kritisiert Pascal Peukert, Vorsitzender FSG BMHS, in einer Aussendung und versichert ein klares NEIN zur „Lernsieg“-App von Seiten der FSG BMHS.

Die FSG BMHS weist darauf hin, dass es seit Jahren sowohl für Lehrkräfte und Schulleitungen als auch für SchülerInnen standardisierte, funktionierende Feedback-Instrumente gibt, die im Rahmen der Qualitätssicherung entwickelt wurden und dass diese auch regelmäßig eingesetzt werden. Viele LehrerInnen verwenden zusätzlich zur Optimierung ihrer Zusammenarbeit mit SchülerInnen auch persönliches individuelles Feedback.

Betroffenen wird durch die Anonymität die Möglichkeit genommen, auf Kritik konkret zu reagieren.

Was abseits der konkreten Kritik an dieser App alarmieren muss, ist, dass mit dieser App einem breiten und undefinierten Publikum der Weg geebnet wird, Kritik und Frustration über einzelne Lehrpersonen oder die Schule einfach per Klick anonym öffentlich auszutragen. „Was bisher leider auch schon in Einzelfällen passiert ist, wird dadurch „salonfähig“ gemacht. Mit menschenwürdiger Feedback-Kultur hat das gar nichts zu tun, sondern Menschen werden einer anonymen Öffentlichkeit ausgeliefert. Es wird Misstrauen geschürt. Es werden Ängste geschaffen. Den Betroffenen wird die Möglichkeit, auf Kritik konkret zu reagieren, genommen“, warnt Peukert. Aus Sicht der FSG BMHS ist die App aus folgenden Gründen entschieden abzulehnen:

• Ziel eines Feedbacks ist es unter anderem, Problemfelder in der Zusammenarbeit zwischen Interessensgruppen aufzuzeigen und Lösungen zu suchen. Dies bedarf aber einer Vertrauensbasis und gehört daher grundsätzlich nicht an die Öffentlichkeit.

• Eine anonymisierte App, die auch Personen, die die betroffenen Lehrpersonen nicht kennen, ermöglicht Bewertungen abzugeben, hat mit Feedback nichts zu tun, ist unseriös und grenzt an Lehrinnen- und Lehrerbashing.

• Diese App eröffnet einzelnen Personen oder (politischen) Gruppierungen Tür und Tor für gezielten Missbrauch – der dadurch entstehende Schaden für einzelne Personen oder auch Schulen ist weder abschätzbar noch wiedergutzumachen.

• Diese App vermittelt den fälschlichen Eindruck, dass es an Schulen keine Feedbackkultur gibt, LehrerInnen ihren Unterricht nicht reflektieren und an den Bedürfnissen und Problemen ihrer SchülerInnen kein oder zu wenig Interesse haben.

• Das Internet vergisst nicht. Durch diese Bewertungs-App und einen etwaigen Missbrauch durch Personen kann es im schlimmsten Fall dazu führen, dass Existenzen zerstört werden.

Daher – ein eindeutiges NEIN zu dieser Lehrpersonen-Bewertungs-App von Seiten der FSG BMHS. Weiters fordert die FSG BMHS die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf, im Sinn ihrer gesetzlichen Fürsorgepflicht aktiv zu werden und die LehrerInnen vor dieser Art des unseriösen Feedbacks zu schützen.