Holocaust-Gedenktag

25. Todestag von Rosa Jochmann: „Wenn ich nicht im Lager gewesen wäre, ich könnte es nicht glauben.“

Am 27. Jänner gedenkt die Welt alljährlich der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau im Jahr 1945. Am heurigen Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust lud das „Haus der Geschichte Österreich“ (hdgö) bei freiem Eintritt zu einem Besuch des neuen Museums in der Hofburg ein.

„Es liegt ganz alleine an uns“

„Der Holocaust als beispielloses Verbrechen in der Menschheitsgeschichte ist ein ganz zentrales Thema für das Haus der Geschichte Österreich. Wir geben in der Republikausstellung Einblick in die NS-Terrorherrschaft, aber auch in ihr langes Nachwirken in der österreichischen Gesellschaft“, sagt Monika Sommer, Direktorin des Hauses der Geschichte Österreich. „Die Erinnerung an den Holocaust soll bewusstmachen: Es liegt ganz alleine an uns, die Zukunft so zu gestalten, dass solche Verbrechen nie wieder geschehen können.“ Das zivilgesellschaftliche Bündnis „Jetzt Zeichen setzen“ veranstaltete wieder eine Gedenkkundgebung am Wiener Heldenplatz.

Am 27. Jänner 1945 wurde das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau von der Roten Armee befreit. Bis dahin wurden in Auschwitz laut Israelitischer Kultusgemeinde Wien 1,1 Millionen Menschen von österreichischen und deutschen Nazis ermordet. Stellvertretend für alle Orte des Holocausts wurde das Datum der Auschwitz-Befreiung von den Vereinten Nationen als Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust ausgerufen.

„Wir müssen unser Engagement im Kampf gegen Diskriminierung, Rassismus und Faschismus, aber auch gegen das Vergessen verstärken“, sagt FSG-Bundesgeschäftsführer Willi Mernyi anlässlich des Internationalen Holocaust-Gedenktages und des darauffolgenden 25. Todestages von Rosa Jochmann einen Tag später.

„Die Gnade des Vergessenkönnens ist keinem beschieden, der im Konzentrationslager war.“

Die überzeugte Sozialdemokratin, Gewerkschafterin und Freiheitskämpferin Rosa Jochmann (19. Juli 1901 bis 28. Jänner 1994) war mehrere Jahre im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück eingesperrt: „Die Gnade des Vergessenkönnens ist keinem beschieden, der im Konzentrationslager war. Das kann man nicht vergessen“, sagte Jochmann immer wieder in ihren unzähligen Diskussionen und Gesprächen vor allem mit der Jugend.

„Wer die Verbrechen der Nationalsozialisten verschweigt, verleugnet oder verharmlost, macht sich an den Verbrechen mitschuldig.“

„Wer die Verbrechen der Nationalsozialisten verschweigt, verleugnet oder verharmlost, riskiert nicht nur, dass sich diese grausamen Zeiten wiederholen könnten, sondern macht sich an den Verbrechen auch mitschuldig“, sagt Mernyi. Jochmann wusste aber auch um die Schwierigkeit, die Verbrechen den Menschen zu erzählen: „Wenn ich nicht im Lager gewesen wäre, ich könnte es nicht glauben.“

Jochmann war sich sicher, dass Menschen wissen müssen, „was gestern war, um zu begreifen, was heute ist und morgen sein kann“. Ein letztes Mal warnte Jochmann in der breiten Öffentlichkeit beim „Lichtermeer“ am 23. Jänner 1993 vor Rechtsextremismus und Antisemitismus, der bis dahin größten Demonstration in der Zweiten Republik gegen das Anti-Ausländer-Volksbegehren „Österreich zuerst“ der FPÖ.