Nur wer wählen darf, kann auch mitbestimmen

Frauenwahlrecht wurde erst nach jahrzehntelangem Kampf durchgesetzt.

„Gewerkschafterinnen haben gemeinsam mit vielen engagierten Frauen für Demokratie und die Einführung des Frauenwahlrechts gekämpft. – Wir stehen auf den Schultern von Riesinnen“, erinnert FSG-Frauenvorsitzende Ilse Fetik anlässlich einer Reihe von Festveranstaltungen zu 100 Jahren Frauenwahlrecht in Österreich.

Dass Frauen wählen dürfen, wird heute zwar von vielen als selbstverständlich angesehen, bis es aber dazu kam, mussten viele Mühen überwunden werden. Denn geschenkt wurde es den Frauen nicht. Das Ende des ersten Weltkriegs und der Zusammenbruch der Monarchie führten zur Gründung der Republik. In dieser politischen und gesellschaftlichen Umbruchsphase gelang es, das Frauenwahlrecht durchzusetzen.

Nachdem die Provisorische Nationalversammlung bereits Ende Oktober 1918 die Einschränkungen der Vereins- und Versammlungsfreiheit aufgehoben hatte, verabschiedete sie im November 1918 das Gesetz über die Staats- und Regierungsform. In Art. 9 wurden die Grundsätze des Wahlrechts für die zu wählende konstituierende Nationalversammlung festgelegt. Sie sollte „auf der Verhältniswahl und auf dem allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Stimmrecht aller Staatsbürger ohne Unterschied des Geschlechts“ beruhen.

Österreich war nach Finnland (1906), Norwegen (1913) und Dänemark (1915) etwa zeitgleich mit Deutschland (1918) eines der ersten Länder Europas, das den Frauen das aktive und passive Wahlrecht auf nationaler Ebene gewährte. Danach kamen erst beispielsweise Großbritannien (1928) oder Frankreich (1946).

Aber erst bei den Wahlen zur Konstituierenden Nationalversammlung am 16. Februar 1919, den ersten allgemeinen, freien und demokratischen Wahlen in Österreich, konnten Frauen von ihrem neuen Recht auch erstmals Gebrauch machen. Die SozialdemokratInnen wurden mit 1,2 Millionen Stimmen und 72 Mandaten stärkste Partei.

Die österreichische Frauenbewegung hat nach jahrzehntelangem Kampf um politische Gleichberechtigung eines ihrer wichtigsten Ziele erreicht.

>> Link zur Ausstellung „Frauen wählet!“ der Österreichischen Nationalbibliothek