Spontane Protestaktion auf Stadtfest der Wiener ÖVP gegen 60-Stunden-Woche
Arbeitszeitgesetz trifft indirekt viel mehr Menschen. Rote Jugendorganisationen fordern „Zeit für ein würdevolles und gutes Leben“.
Das Wiener Stadtfest der ÖVP nutzten die roten Jugendorganisationen, um mit einer spontanen Protestaktion auf die Verschlechterungen durch den 12-Stunden-Tag/die 60-Stunden-Woche aufmerksam zu machen. „Wir wollen für die arbeitenden Menschen, dass sie ausreichend Zeit für ein würdevolles und gutes Leben haben – von Jung an“, fordert Mario Drapela, Jugendvorsitzender der Fraktion Sozialdemokratischer GewerkschafterInnen im ÖGB (FSG-Jugend). „Wer hat nächstes Jahr bei einer 60-Stunden-Woche noch Zeit fürs Stadtfest?“, das fragten die jungen SozialdemokratInnen die BesucherInnen auf einem 20 Meter langen Transparent am Urban-Loritz-Platz.
„Eigentlich wollten wir alle im heurigen Jubiläumsjahr 100 Jahre 8-Stunden-Tag feiern. Das hat die ÖVP-FPÖ-Regierung verhindert. Heute trat ihr ArbeitnehmerInnen-feindliches Arbeitszeitgesetz in Kraft“, sagte Drapela. „Mit einem überfallsartigen Gesetz haben sie alle überrumpelt, sie haben die arbeitenden Menschen in unserem Land verraten.“ Von der neuen Regelung werden indirekt sehr viele Menschen mehr betroffen sein.
Rote Falken: „Angriff auf die Rechte von Kindern“
„Die Einführung des 12-Stunden-Tages macht eines besonders deutlich: Kinder und deren Familien sind unserer Regierung kein Anliegen,“ betont Bettina Rehner, Vorsitzende der Roten Falken Österreich und erklärt: „Wer 12 Stunden arbeiten muss, hat weder Zeit noch Kraft, sich um seine Kinder zu kümmern und gemeinsame Zeit zu verbringen. Es handelt sich deshalb hierbei nicht nur um einen Angriff auf die Rechte von Arbeitnehmer*innen, sondern ganz klar auch um einen Angriff auf die Rechte von Kindern.“
AKS: „Unterstützung der Eltern notwendig“
„Auch wir Schüler_innen werden unter dem 12h-Tag leiden. Vor allem in der Volksschule und der Unterstufe ist ausreichend Unterstützung der Eltern notwendig, um ohne große Probleme durch die Schule zu gehen. Wenn diese aber keine Zeit haben, fällt jegliche Hilfe natürlich auch weg“, sagt Sara Velic, Bundesvorsitzende der Aktion kritischer Schüler_innen (AKS).
FSG-Jugend: „Trifft auch tausende Lehrlinge“
„Die 60-Stunden-Woche trifft mit einem Schlag auch tausende Lehrlinge“, sagt Drapela. Für Lehrlinge ab 18 Jahren gilt das Arbeitszeitgesetz. „Lehrlinge werden jetzt schon oft als billige Arbeitskräfte eingesetzt. Müssen sie noch mehr Zeit im Betrieb verbringen, ist zu befürchten, dass sie für Hungerlöhne noch weiter ausgenutzt werden. Das wird weder das Image der Lehre verbessern, noch mehr Fachkräfte hervorbringen. Die Wirtschaft ist so gesehen am Fachkräftemangel selbst schuld. Bei Lehrlingen muss die Berufsausbildung und nicht die Arbeitskraft im Vordergrund stehen“, fordert Drapela.
VSStÖ: „Studierenden weitere Steine in den Weg gelegt“
„Rund 60 Prozent der Studierenden müssen neben dem Studium arbeiten und dies meist unter prekären Umständen. Anstatt jenen Studierenden, die einer Erwerbstätigkeit nachgehen müssen, mit treffsicheren Beihilfen oder besserer Vereinbarkeit von Studium und Arbeit zu helfen, legt die schwarz-blaue Regierung mit dem 12h-Tag nun vor allem Studierenden, die nicht genügend finanzielle Unterstützung bekommen, weitere Steine in den Weg“, so Katharina Embacher, Vorsitzende des Verband Sozialistischer Student_innen (Verband Sozialistischer Student_innen Verband Sozialistischer Student_innen VSStÖ).
JG: „Regierung fährt einfach über Menschen drüber“
„Wir werden nicht stillschweigend hinnehmen, dass diese Regierung eine Politik betreibt, die nur das Wohl von Konzernen und Vermögenden im Auge hat, sich klar gegen die Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer richtet und einfach über Menschen drüber fährt“, sagt Claudia O’Brien, Vorsitzende der Jungen Generation (JG).
SJ: „Freizeit gestohlen“
„Mit dem heutigen Tag wird den ÖsterreicherInnen ein Teil ihrer Freizeit gestohlen“, so Julia Herr, Vorsitzende der Sozialistischen Jugend Österreich (SJ). Herr bezieht sich dabei nicht nur auf den 12- Stunden Tag, sondern auch auf die Feiertags- und Sonntagsruhe, die ebenfalls mit 1. September 2018 eingeschränkt wird.
Die sogenannte „Arbeitszeitflexibilisierung“ ist rein ein Gewinn für die Unternehmen, „keinem Jugendlichen ist damit in irgendeiner Weise geholfen. Den Millionären geht’s nur um ihr Geld und darum, wie sie es noch schneller vermehren können. Dazu ist ihnen scheinbar jedes Mittel recht“, sagt Drapela. „Diesen Irrsinn müssen wir stoppen! Wir werden den Kampf für den 8-Stunden-Tag aufnehmen, wie das auch unsere Großeltern und Urgroßeltern vor mehr als 100 Jahren machten“, versicherten die roten Jugendorganisationen abschließend.