Landwirtschaft soll endlich für ordentliche Arbeitsbedingungen sorgen
„In der Europäischen Union gibt es fast 230 Millionen Menschen im erwerbsfähigen Alter. Der österreichischen Landwirtschaft gelingt es aber anscheinend nicht, aus diesem Arbeitskräftereservoir einige tausend ErntehelferInnen zu finden, die bereit sind, in Österreich zu arbeiten“, sagt PRO-GE-Vorsitzender Rainer Wimmer zu den aktuellen Forderungen der Landwirtschaftskammer, kurzfristig weitere Saisonarbeiter aus den Drittstaaten nach Österreich zu holen. „Anstatt ständig über den Erntehelfermangel zu klagen, wäre angebracht, dass man von Seiten der Landwirtschaft endlich darüber nachdenkt, warum die Menschen nicht mehr auf den österreichischen Feldern arbeiten wollen. Der Erntehelfermangel ist hausgemacht“, betont Wimmer.
Die Produktionsgewerkschaft unterstützt mit der Sezonieri-Kampagne ErntehelferInnen. „Unsere Erfahrungen zeigen, dass es oftmals gravierende Missstände bei den Arbeitsbedingungen gibt. Die Löhne sind niedrig, Überstunden werden nicht bezahlt und die Unterbringung ist häufig fragwürdig. Das sind keine Einzelfälle, sondern hat System. Es ist daher mehr als verständlich, dass die ErntehelferInnen einen Bogen um Österreich machen. Die Landwirtschaft muss endlich für ordentliche Arbeitsbedingungen sorgen“, betont Wimmer.
Zudem hat die Bundesregierung die Familienbeihilfe für jene Menschen gekürzt, die aus Staaten wie Rumänien oder Bulgarien kommen. „Die Landwirtschaft darf sich also bei der ÖVP-FPÖ-Koalition bedanken. Für billige Schlagzeilen hat man eine Maßnahme gesetzt, die nun dazu führt, dass benötigte Arbeitskräfte fernbleiben“, sagt der Gewerkschaftsvorsitzende.
Eine klare Absage erteilt die PRO-GE auch der Vorgehensweise, anerkannte Flüchtlinge über das AMS zur Erntearbeit zwangszuverpflichten. „Wie soll am Spargelfeld im Nirgendwo Integration stattfinden? Anstatt als billige Arbeitskräfte für die Landwirte herzuhalten, wäre es wichtiger, dass die Asylberechtigten Deutschkurse und Qualifizierungsmaßnahmen besuchen, um langfristig in den Arbeitsmarkt integriert zu werden“, so Wimmer.
„Die Regierung nutzt jede Gelegenheit, um gegen Ausländer zu hetzen. Wenn es aber darum geht, Arbeit zu Dumpinglöhnen zu verrichten, sind sie mehr als willkommen. Das ist doppelbödig und menschenverachtend“, betont der Bundesvorsitzende der PRO-GE abschließend.