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Autor: stefanbrunnthaler
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Tatort Arbeitsplatz
Der Tod kommt oft schleichend
Martin S.* weiß nicht, wie es mit seiner Gesundheit weitergeht. Diese Angst setzt ihm auch psychisch zu. „Das ist nicht lustig“, sagt Martin ernst. „Es verändert dich, deine Familie, dein Leben. Wenn du nachdenkst, hättest du gerne früher vieles ernster, wichtiger genommen.“
Martin ist Anfang 60 und schon länger in Pension, und das keineswegs freiwillig. Er arbeitete als gelernter Maschinenschlosser jahrelang in einem Dämmstoffwerk im Schichtdienst, inklusive Überstunden. Die damaligen Nachtschichten waren wegen der Bezahlung bei den Arbeitern am beliebtesten. Auch Martin brauchte für seine junge Familie mit drei Kindern jeden Euro. Seinen Kindern etwas bieten, eine gute Starthilfe geben, das war für ihn das Wichtigste.
„Aber geleistet habe ich was in meinem Leben!“
Heute kämpft Martin mit einer Staublunge. An seinem Arbeitsplatz hat er über Jahre hinweg Schadstoffe eingeatmet. Das blieb nicht ohne Folgen. Obwohl er gerne weiter gearbeitet hätte, konnte er es nicht mehr, seine Lungenfunktion liegt unter 50 Prozent. Jetzt bekommt er weitaus weniger als seinen damaligen Lohn. Aber über seine Pension spricht er nicht allzu gerne. Da gibt er schon lieber zu, dass er zu Beginn seiner aktiven Erwerbsarbeit vielleicht nicht immer auf seine Gesundheit am Arbeitsplatz geachtet hat. Der Nachsatz dazu kommt wie aus der Pistole geschossen: „Aber geleistet habe ich was in meinem Leben!“ Dass ihm heute beim Spielen mit seinen Enkelkindern schon nach kurzer Zeit die Luft ausgeht „macht weniger Spaß“, räumt er ein.
„Da brauchst du jemanden“ Martin engagierte sich im Unternehmen später im Arbeiterbetriebsrat. Damals war dann ArbeitnehmerInnenschutz bereits ein wichtiges Thema – für ihn selbst aber vielleicht schon zu spät. „Seine alte Firma“ beschreibt Martin dennoch als vorbildlich. Warum er dann eine Staublunge hat? Natürlich hat er in jungen Jahren den Gefahren keine Bedeutung beigemessen. „Sie waren ja auch nicht sichtbar, die kleinen Partikel in der Luft. Giftigen Chemikalien sieht man das Krebs-Risiko auch nicht gleich an“, verteidigt er sich. „Da brauchst du jemanden, der dich schützt, der auf dich aufpasst.“ Immer war etwas schnell zu reparieren, damit die Maschinen weiterlaufen. „Da vergisst du selbst auch schon einmal schnell auf den Mundschutz“, weiß Martin. Ob die Einhaltung von Schutzmaßnahmen nicht auch zum ArbeitnehmerInnenschutz gehört? Ja. Sicher. Heute sieht er das auch ganz anders.
„Warum vermitteln die den jungen Menschen nicht, was Schutzgesetze in Wahrheit wert sind?“
Was Schutzgesetze wert sind Wenn Martin in der Zeitung liest, wie Schutzgesetze ins Lächerliche gezogen werden, kommen ihm die Tränen, dann kommt die Wut. „Warum vermitteln die den jungen Menschen nicht, was Schutzgesetze in Wahrheit wert sind?“, fragt er. „Es ist doch klar, dass alle Jungen glauben, die Welt niederreißen zu können. Da haben sie noch die Energie. 20 oder 30 Jahre später schaut die Realität anders aus“, weiß Martin aus eigener Erfahrung. „Zuerst spürt man die Belastungen gar nicht. Im Gegenteil, ich war noch stolz darauf, lange und hart arbeiten zu können! Als ich es merkte, dass etwas nicht passt, war es auch schon zu spät. Es gibt Beeinträchtigungen, die sind nicht mehr gutzumachen“, sagt Martin: „Man muss den Jungen konsequent eintrichtern, den Gesundheitsschutz nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.“
Martin selbst redet nur im engsten Vertrautenkreis über sein eigenes Schicksal. Sonst bleibt er lieber anonym. Warum? „Es muss nicht jeder wissen.“ Martin fragt sich heute sehr oft, wie es mit seiner Familie weitergehen wird, wenn er nicht mehr da ist, vielleicht viel früher, als er es jemals gedacht hätte in seinem Leben. Und er versucht zu scherzen: „Heute brauche ich einfach mehr Glück als Schutz!“
* Name von der Redaktion geändert
Der Text ist ein Beitrag aus dem “FSG direkt” zum Thema “ArbeitnehmerInnenschutz stärken” – hier kostenlos abonnieren
Was hat diese Regierung vor?
Zerschlagen, um zu privatisieren …
Eigentlich wollte Beate Hartinger-Klein Generaldirektorin der AUVA werden. Dafür hat es aber nicht gereicht. Nachdem sie mit ihrer Bewerbung scheiterte, ging sie auch noch vor Gericht – und scheiterte wieder. Jetzt ist sie FPÖ-Gesundheitsministerin und will die AUVA zerschlagen. Medien berichten über ihren „Rachefeldzug“ gegen die AUVA. Zunächst wird die Selbstverwaltung von ArbeitgeberInnen und Arbeitnehmerinnen zurückgedrängt.
Danach werden die Leistungen gekürzt. So lange und so weit, bis die arbeitenden Menschen eine private Versicherung abschließen müssen. Das kostet Geld. Und das freut den vorigen Arbeitergeber des nunmehrigen ÖVP-Finanzministers Hartwig Löger: die Uniqa-Versicherung, verbandelt mit Raiffeisen.
Damit ist auch schon alles gesagt!