Lehrstellenkrise wird sich im zweiten Corona-Jahr weiter verschärfen
In Österreich entscheiden sich vier von zehn Jugendlichen mit 15 Jahren für eine Lehrausbildung. Bereits im vergangenen Herbst zeigte sich Corona bedingt ein Mangel an offenen Lehrstellen in Betrieben. „Im zweiten Jahr der Corona-Krise wird sich die Lage am Lehrstellenmarkt heuer weiter verschärfen“, warnt FSG-Jugendvorsitzender Josef Rehberger. Viele junge Menschen treffe die Corona-Krise mittlerweile doppelt und mehrfach in ihren jungen Lebensjahren – zähle man auch Benachteiligungen in den Berufsschulen wie beispielsweise schlechtere technische Ausstattung (fehlende Laptops) sowie verspätete Corona-Testkits und allgemein zu wenig soziale Kontakte durch die Ausgangsbeschränkungen hinzu.
„Wenn die Bundesregierung jetzt weiter untätig bleibt, werden viele enttäuschte Jugendliche sich von der Politik abwenden“, befürchtet Rehberger.
Dass die Lage derzeit keine einfache sei, ist für den FSG-Jugendvorsitzenden klar: „Die Politik muss gerade in schwierigen Zeiten in die Gänge kommen und Antworten auf die Sorgen und Ängste auch der jungen Menschen finden“, fordert Rehberger ein Umdenken von der von ÖVP-Kanzler Kurz geführten Bundesregierung ein.
Denn Kurz, auch ehemaliger Obmann der Jungen ÖVP, hätte junge Menschen schon mehrmals im Regen stehen lassen. Der FSG-Jugendvorsitzende erinnert daran, dass unter ÖVP-Kanzler Kurz die Ausbildungsgarantie bis 25 Jahre abgeschafft wurde und die Lehrlingsentschädigung für Volljährige in den überbetrieblichen Lehrwerkstätten um mehr als die Hälfte reduziert wurde. Das kann gerade jetzt Familien hart treffen: Denn was tun, wenn die Mutter arbeitslos wurde und der Vater in Kurzarbeit ist und Jugendliche mit 18 Jahren im 1. Lehrjahr nur 354 Euro verdienen.
„Man treibt hier ganze Familien in die Armut“, warnt Rehberger und appelliert an den ÖVP-Kanzler: „Herr Kanzler Kurz, überdenken Sie endlich Ihre Politik für Lehrstellensuchende! Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt dazu, damit tausende Jugendliche heuer echte Perspektiven auf Lehrstellen in Betrieben erhalten.“
Die FSG-Jugend fordert daher nachfolgende Maßnahmen von der türkis-grünen Bundesregierung ein, welche auch aus den Mitteln des EU-Aufbaufonds finanziert werden könnten:
• Betriebe müssen den Jugendlichen eine Chance auf eine Lehrstelle geben, denn die Ausbildung von Fachkräften für die Zeit nach der Krise ist auch in ihrem Interesse.
• Schaffung von genügend Plätzen in der überbetrieblichen Ausbildung und Erhöhung der Ausbildungsbeihilfen im 1. und 2. Lehrjahr, vor allem für junge Erwachsene
• Ausreichend angemessene Ausbildungs- und Qualifikationsmöglichkeiten im Zusammenhang mit der Ausbildungspflicht bis 18 Jahre
• Intensivierung der verstärkten Aufnahme von Lehrlingen im öffentlichen Dienst
• Erweitertes psychosoziales Angebot für Lehrlinge an den Berufsschulen und im Betrieb
• Finanzierung von Arbeitsstiftungen