Ungleiche Verteilung von Vermögen und Einkommen sowie Umweltschutz bleiben Problemfelder.
Der eigentliche Zweck des Wirtschaftens ist, Wohlstand für die Bevölkerung zu generieren. Ein hoher Entwicklungsstandard leistet einen wichtigen Beitrag zu einem guten Leben. Laut dem AK-Wohlstandsbericht 2019 sind Wohlstand und Wohlbefinden in Österreich mit 72 von 120 Punkten relativ hoch – Abzüge gibt es allerdings für die ungleiche Verteilung des Wohlstands sowie für unzureichende Arbeitsbedingungen und für fehlenden Umweltschutz.
Zu starke Vermögenskonzentration
Die Abzüge bei „fair verteilter materieller Wohlstand“ sind vor allem auf die anhaltend hohe Vermögenskonzentration, die große Lücke zwischen Frauen- und Männereinkommen sowie die unveränderte Ungleichheit der Einkommensverteilung zurückzuführen. Dabei entwickeln sich Arbeitsproduktivität und verfügbare Einkommen pro Kopf nach Überwindung der Finanz- und Wirtschaftskrise besonders günstig. Weil also insgesamt genug Vermögen und genügend Einkommen vorhanden ist, die Verteilung aber sehr ungleich, gibt es in der Kategorie Wohlstandsverteilung nur 15 von 24 Punkte.
AK hat bessere Arbeitsbedingungen erwartet
Auch in der Kategorie „Vollbeschäftigung und gute Arbeit“ gibt es Abzüge, und zwar für Unterbeschäftigung, unvergütete Mehr- und Überstunden, unbezahlte Arbeit und ungünstiges Arbeitsklima.
„Das ist eher überraschend. Angesichts der günstigen Konjunktur hätte man von besseren Arbeitsmarktergebnissen ausgehen können. Von der Vollbeschäftigung sind wir immer noch sehr weit entfernt“, sagt Markus Marterbauer, Abteilungsleiter Wirtschaftswissenschaft in der AK Wien.
Und aufgrund der gedämpften Konjunkturerwartungen für die kommenden Jahre und des erhöhten Drucks – etwa durch die Einführung des 12-Stunden-Tags – ist nicht wirklich von einer Verbesserung der Situation am Arbeitsmarkt auszugehen. Ergebnis: 14 von 24 Punkten.
Intakte Umwelt schneidet am schlechtesten ab
Der dritte Problembereich ist die Umwelt. Dass Österreich in dieser Kategorie nur 12 von 24 Punkten erhält, deutet darauf hin, dass dringend gehandelt werden muss. Das Ziel einer intakten Umwelt sei laut AK „weiterhin nur durchschnittlich gut erfüllt“. Handlungsbedarf gibt es vor allem bei Treibhausgasemissionen und energetischem Endverbrauch.
„Es muss jetzt sichergestellt werden, dass durch eine ambitionierte und sozial ausgewogene Energie- und Klimapolitik die relevanten nationalen Ziele zumindest in greifbare Nähe rücken und mittelfristig der europäische Zielpfad eingehalten wird“, so Sylvia Leodolter, Leiterin der Abteilung Umwelt und Verkehr in der AK Wien.
In die richtige Richtung geht es hingegen beim Anteil des öffentlichen Verkehrs am gesamten Personenverkehr. Obwohl gerade der Verkehrssektor aktuell der größte Hemmschuh für die Erreichung der nationalen Klimaziele ist, zeigt sich, dass sich sowohl das Angebot als auch die Inanspruchnahme des öffentlichen Verkehrs in Österreich positiv vom europäischen Durchschnitt abheben.
Fazit: Maßnahmen notwendig, um Wohlstand auszubauen
Der Wohlstand in Österreich ist hoch, die Ausgangslage im internationalen Vergleich ist günstig. Dennoch braucht es Maßnahmen, um den Wohlstand und das Wohlbefinden in Österreich auszubauen.
Notwendig sind öffentliche und private Investitionen in Klimaschutz, Wohnen, Bildung und soziale Infrastruktur. Daneben helfen innovative Formen von Arbeitszeitverkürzung, wie die leichtere Erreichbarkeit der 6. Urlaubswoche oder der Anspruch auf 4-Tage-Woche, steigenden materiellen Wohlstand auch in Zeitwohlstand umzusetzen und bezahlte Arbeit gerechter zu verteilen. Außerdem ist es unerlässlich, das Modell der Sozialpartnerschaft zu sichern und weiterzuentwickeln. Denn die Grundlage dafür, dass der Wohlstand in Österreich im internationalen Vergleich seit langem auf hohem Niveau gehalten werden kann, ist der soziale Dialog, verlässliche Institutionen und internationale Kooperation.