AK präsentiert ihren Wohlstandsbericht 2019.
Soll die Wohlstandsentwicklung in einem Land bewertet werden, wird vorrangig nur das Wirtschaftswachstum herangezogen. Doch wichtige Faktoren, die einen hohen Lebensstandard ebenso ausmachen – wie beispielsweise Gesundheit, Bildungschancen, Teilhabe an der Gesellschaft, Umweltbedingungen – werden in der wirtschaftspolitischen Debatte viel zu wenig beachtet.
Die Arbeiterkammer präsentiert daher seit 2018 jährlich den AK-Wohlstandsbericht. „Als gesetzliche Vertretung der sozialen Mehrheit der unselbständige Beschäftigten haben wir auch einen klaren Blick auf den gesamtgesellschaftlichen Ausgleich“, erklärt dazu Markus Marterbauer, Leiter der Abteilung Wirtschaftswissenschaft in der AK Wien. Der nächste AK-Wohlstandsbericht wird am 15. Oktober 2019 präsentiert und mit Spannung erwartet. Die Inhalte reichen von fair verteiltem Wohlstand über Lebensqualität bis hin zur Umwelt und was Österreich braucht, um fitter für die Zukunft zu werden.
Wohlstand und Lebensqualität neu definieren
Der gebräuchlichste Einwand gegen ein besseres Leben für alle ist, dass „wir“ uns das nicht leisten können, wenn wir im internationalen Wettbewerb bestehen wollen. In einem Land mit besonderen sozialen Rechten, ökologischen Standards, sozialen Dienstleistungen und hochwertiger öffentlicher Infrastruktur – wie zum Beispiel in Österreich, ist der Druck, diese Regulierungen auf das niedrigere Niveau anderer Länder zu reduzieren, besonders hoch.
Tatsache ist laut AK-Wohlstandsbericht 2018 jedoch, dass hohe soziale und ökologische Standards kein Widerspruch zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit sind. Im Gegenteil: Sie fördern Innovation, technologische Spitzenleistungen, die Erreichung von Klimazielen und das Produktivitätswachstum. Diese Faktoren sind für die Wettbewerbsfähigkeit wichtiger als die reine Kostensenkung. Knapp 90 Prozent der in der EU erzeugten Waren und Dienstleistungen werden auch innerhalb der EU selbst abgesetzt. Hohe Standards sollten auf dieser Ebene daher eigentlich leichter durchzusetzen sein.
Österreich ist seit langem auf hohem Niveau – und das ist gut so!
Dass der materielle Wohlstand in Österreich im internationalen Vergleich seit langem auf hohem Niveau gehalten werden kann, ist nicht zuletzt auf die Stabilität sozialstaatlicher Institutionen zurückzuführen. So zeigt eine Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO), dass der Sozialstaat – neben seinen Kernfunktionen der Absicherung gegen soziale Risiken und der Gewährleistung sozialen Ausgleichs für ArbeitnehmerInnen – auch mit einer hohen Arbeitsproduktivität einhergeht. Ein ausgebauter Sozialstaat kurbelt darüber hinaus auch die Nachfrage an und belebt das Wirtschaftswachstum.
Wenn das Wirtschaftswachstum nicht breit über die gesamte Bevölkerung eines Landes verteilt wird, schwindet der Beitrag, den es für ein besseres Leben aller Menschen leisten kann. Bei negativen Folgen sind sogar Verschlechterungen für die Gesundheit, das Sozialsystem oder die Umwelt möglich.