Gewerkschaften kämpfen für Einkommensgerechtigkeit und Gleichstellung
Anlässlich des Internationalen Frauentages zieht GPA-djp-Bundesfrauenvorsitzende und FSG-Frauenvorsitzende Ilse Fetik, Bilanz: „In den letzten Jahren konnten wesentliche Schritte zur Verringerung des Einkommensgefälles erzielt werden. Aktuelle Berechnungen zeigen, dass der Unterschied der Bezahlung zwischen den Geschlechtern mit 19,9 Prozent deutlich niedriger liegt als noch im Vorjahr mit 21,7 Prozent. Das ist noch immer über dem EU-Durchschnitt von 16 Prozent, aber zeigt, dass unsere Erfolge bei den Kollektivvertrags-Verhandlungen wirken.“
Ilse Fetik, Bundesfrauenvorsitzende der GPA-djp, zum Weltfrauentag 2019: "Wir kämpfen nicht nur am 8. März!"
Gepostet von GPA-djp am Freitag, 8. März 2019
Rechtsanspruch auf Kinderbetreuungsplatz
„Unsere Anstrengungen, gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit zu erreichen, zeigen Wirkung. Die inzwischen weitgehend umgesetzte Einführung des kollektivvertraglichen Mindestlohns bzw. -gehalts von 1500 Euro und die schon in vielen Bereichen verhandelten 1700 Euro heben auch das Einkommen von Frauen immer weiter an. Wir werden nicht lockerlassen, bis wir die tatsächliche Gleichstellung erreicht haben“, sagt Fetik.
Eine aktuelle Studie zeigt, dass Frauen nach der Geburt eines Kindes, über einen Zeitraum von 10 Jahren betrachtet, um 51 Prozent weniger Einkommen als vor der Geburt eines Kindes haben. Die Hauptursache dafür ist, dass Frauen nach der Geburt meist nur mehr in Teilzeit arbeiten oder gar nicht in den Arbeitsmarkt zurückkehren. Um diesen Missstand zu bekämpfen, ist der flächendeckende Ausbau von qualitativ hochwertigen und ganztägigen Kinderbildungseinrichtungen vorrangig. Fetik dazu: „Wir fordern einen Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz.“
PRO-GE Frauen fordern generelle Arbeitszeitverkürzung auf 35 Stunden
PRO-GE-Frauenvorsitzende Klaudia Frieben warnt vor Rückschritten in der Frauenpolitik: „Derzeit werden politische Entscheidungen getroffen, die den Interessen der Frauen diametral entgegenstehen. Die ÖVP-FPÖ-Regierung orientiert sich an den Wünschen der Industrie und lässt dabei die Folgen für die Frauen außer Acht.“ Der 12-Stunden-Tag erschwere es Frauen mit Kindern, eine Vollzeittätigkeit anzunehmen, der Teilzeitarbeit werde somit Vorschub geleistet.
„Aktuelle Zahlen der Statistik Austria zeigen, dass der Gender Pay Gap in Österreich über dem EU-Durchschnitt liegt. Ein Grund dafür ist der hohe Anteil an Teilzeitbeschäftigung. Mit Aufklärung alleine wird man nicht mehr Frauen in Vollzeitbeschäftigung bekommen. Hier braucht es anstatt einer Arbeitszeitverlängerung eine generelle Arbeitszeitverkürzung auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich und den massiven Ausbau der Kinderbetreuung, vor allem im ländlichen Bereich“, sagt die PRO-GE Frauenvorsitzende.
Anrechnung von Karenzzeiten: Bundesregierung säumig
Frieben fordert die Regierung auf, endlich Taten zu setzen, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu erleichtern: „Wir warten noch immer auf den Rechtsanspruch für den Papamonat. Und wir wollen eine gesetzliche Anrechnung der Karenzzeiten auf Gehaltsvorrückungen. Die Gewerkschaften haben in diesem Bereich bereits sehr viel erreicht. Nun wäre es Zeit, dass der Gesetzgeber tätig wird, um noch vorhandene Lücken zu schließen. Wenn die Regierung die Frauen ernst nimmt, dann soll sie endlich handeln. Mit Worthülsen und PR-Sprech ist keiner einzigen Frau geholfen.“
Auch Barbara Teiber, Bundesvorsitzende der GPA-djp, betont in diesem Zusammenhang: „Die Bundesregierung hat die gesetzliche Anrechnung der Karenzzeiten zwar versprochen. Genau wie das Versprechen den Papamonat einzuführen, wurde aber auch dieses gebrochen. Besonders Frauen am Arbeitsmarkt verdienen sich mehr Respekt anstatt leerer Versprechungen. Wir erwarten von der Bundesregierung konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Situation von Arbeitnehmerinnen“, fordern Fetik und Teiber.
Frauen müssen heute unbedingt ihr Wahlrecht nutzen
„Vor 100 Jahren wurde das Frauenwahlrecht in Österreich eingeführt und der Grundstein für ein unabhängiges, selbstbestimmtes Leben gelegt. Frauen müssen auch heute unbedingt ihr Wahlrecht nutzen. Denn nur wer selbst wählt, kann auch mitbestimmen. Wir brauchen ein modernes Frauen-, Familien- und Gesellschaftsbild für eine gerechtere und partnerschaftliche Verteilung von Macht, Einkommen und Arbeit“, betont Korinna Schumann, ÖGB-Vizepräsidentin und Frauenvorsitzende.