12-Stunden-Tag – Freiwilligkeit steht nur am Papier, Arbeitgeber drängen „Unwillige“ aus Firma
„Hätte die Bundesregierung beim neuen Arbeitszeitgesetz gleich auf die Arbeiterkammer und die Gewerkschaften gehört, dann müsste Vizekanzler Heinz-Christian Strache jetzt den Unternehmen keine Sanktionen androhen“, sagt AK-Präsidentin Renate Anderl. „Denn“, so Anderl weiter, „dass die nach massiven Protesten letztendlich doch im Gesetz verankerte Freiwilligkeit in der Praxis nicht viel wert ist, hat sich jetzt gezeigt. Wie berichtet liegt der Arbeiterkammer ein erster Fall vor: Ein Arbeitgeber benutzte das 12-Stunden-Tag-Gesetz um eine ältere Arbeitnehmerin „los“ zu werden. Roman Hebenstreit, Vorsitzender der Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft vida, konkretisiert: „Wir wissen, dass Fatma B. nicht die einzige Betroffene in dem Betrieb ist. Aber viele KollegInnen haben Angst, sich zu wehren. Von Freiwilligkeit kann also bei diesem Husch-Pfusch-Gesetz keine Rede sein. Die Beschäftigten sind und bleiben wirtschaftlich abhängig.“
Sehr viele Beschäftigte wagen aus Angst vor dem Verlust ihres Arbeitsplatzes erst gar nicht den Gang zur AK oder den Gewerkschaften. „Und dabei wissen wir noch gar nicht, wie schwer die gesundheitlichen Folgen des 12-Stunden-Tages sein werden“, gibt die AK-Präsidentin zu bedenken. Studien beweisen aber bereits jetzt sehr eindrucksvoll, dass 12-Stunden-Tage sowohl physische als auch psychische Erkrankungen auslösen.
„Die AK ist der Ansicht, dass es besser gewesen wäre, eine faire Flexibilisierung der Arbeitszeiten auf einem anderen Weg als mit diesem Gesetz anzugehen. Wir wären jedenfalls gesprächsbereit gewesen, um eine faire Lösung für alle Beteiligten zu finden“ so Anderl. Stattdessen muss jetzt nach Sanktionen für Unternehmen gerufen werden, die sich nicht an das Recht halten. Anderl: „Das hätten wir uns ersparen können!“