Gewerkschaftsbewegung verliert Vorkämpfer für mehr Mitbestimmung im Betrieb
„Mit Karl Drochter verlieren wir einen Gewerkschafter mit Herzblut. Vor allem die Jugend, die Frauen und die Bildung waren dem Antifaschisten und Vorkämpfer für mehr Mitbestimmung im Betrieb zeitlebens wichtige Anliegen“, sagt FSG-Bundesgeschäftsführer Willi Mernyi. Karl Drochter verstarb am 6. Februar 2021 nach langer, schwerer Krankheit im 81. Lebensjahr. „Unser Mitgefühl gilt in diesen schweren Stunden seiner Familie und den Hinterbliebenen“, so Mernyi.
Mehr als 13 Jahre lang war Drochter FSG-Bundessekretär und Leitender Sekretär des ÖGB. Im ÖGB war Drochter zuständig für den Bereich Organisation. Im Jahr 2000 erhielt Drochter bei seiner Verabschiedung die höchste Auszeichnung des ÖGB, die Johann-Böhm-Plakette. Dabei versprach er:
„Ich bleibe ein agierender und kämpfender Gewerkschafter.“
Sein Gespür für Gerechtigkeit brachte den gelernten Gießerei-Facharbeiter sehr früh dazu, sich für die ArbeitnehmerInnen einzusetzen. Bereits mit 22 Jahren machte er sich als Arbeiterbetriebsratsobmann für die Rechte seiner KollegInnen bei seinem Himberger Dienstgeber Hutterer & Lechner stark. Aus der Erfahrung heraus wusste Drochter, dass um jeden Kollektivvertragsabschluss manchmal beinhart gerungen werden muss.
Doch nicht nur sein unermüdliches Eintreten für die ArbeitnehmerInnen, sondern auch vorausblickendes Denken und sein Einsatz für Minderheiten waren Markenzeichen Drochters. Der Absolvent der Sozialakademie war unter anderem als Bildungsreferent und ÖGB-Landessekretär in Niederösterreich aktiv bevor er 1987 zum Leitenden Sekretär des ÖGB und FSG-Bundessekretär aufstieg. Drochter war u. a. auch in der Arbeiterkammer Niederösterreich, im Berufsförderungsinstitut Niederösterreich, im Bundesrat und über die Landesgrenzen hinaus im Europäischen Gewerkschaftsbund und im Internationalen Bund Freier Gewerkschaften tätig. Er wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. auch mit dem großen silbernen Ehrenzeichen für die Verdienste um die Republik Österreich.