2019 brachte steigende Beschäftigung und sinkende Arbeitslosigkeit – 2020 könnte damit Schluss sein
Ende Dezember 2019 waren 349.795 Personen beim AMS arbeitslos vorgemerkt. Damit war auch im letzten Monat des Jahres ein leichter Rückgang der Arbeitslosigkeit zu verzeichnen. Die Zahl der Arbeitslosen ging Ende Dezember um -1,6 % bzw. -5.842 Personen im Vergleich zum Vorjahr zurück, wie das Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz Anfang Jänner 2020 bekannt gab.
Die Arbeitslosenzahlen sinken seit 2017, davor stiegen sie fünf Jahre. 2015 und 2016 wurde mit 9,1 Prozent die höchste Arbeitslosenrate seit 1946 verzeichnet, 2019 lag sie wieder bei 7,4 Prozent. Nach drei Jahren sinkender Arbeitslosigkeit wurde laut AMS wieder das Niveau von 2013 erreicht. Für das Jahr 2020 rechnet das AMS mit einem moderaten Anstieg der Arbeitslosigkeit um bis zu 10.000 Personen.
„Wir stehen vor großen Herausforderungen, am Arbeitsmarkt, beim Steuersystem, in der Bildung und der Bewältigung der Klimakrise. Dafür braucht es sozial gerechte, nachhaltige Lösungen“, fordert AK-Präsidentin Renate Anderl. Zudem fordert sie eine Ende des sogenannten „Zwischenparkens“: Denn „zu viele Unternehmen nutzen die Arbeitslosenversicherung schamlos aus, sie kündigen ArbeitnehmerInnen und stellen sie innerhalb von zwei Monaten wieder ein. Das darf nicht länger ohne finanzielle Folgen für diese Unternehmen bleiben“, fordert Anderl. Die Unternehmen sollen den Schaden – laut Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) immerhin rund 160 Millionen Euro pro Jahr – ersetzen müssen. Das AMS werde dieses Geld dringend brauchen, um etwa älteren Arbeitslosen besser helfen zu können. Es brauche auch mehr Geld für die Ausbildung von Arbeitslosen zu FacharbeitnehmerInnen.
Mit 1. Jänner 2020 wurde auch die 2013 eingeführte „Auflösungsabgabe“, die Unternehmen bezahlen müssen, wenn sie ArbeitnehmerInnen kündigen, abgeschafft. 2018 flossen aus der Auflösungsabgabe knapp 80 Mio. Euro in die Arbeitslosenversicherung. „Ein Betrag, der umso schmerzlicher fehlt, weil wir mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit im Jahr 2020 rechnen müssen“, erklärt Anderl.
Inklusive der Personen in einer AMS-Schulung betrug die Zahl der Vorgemerkten Ende Dezember 407.872. Das bedeutete noch einen Rückgang gegenüber dem Vorjahr um -6.064 bzw. -1,5 %. In AMS Schulung befanden sich 58.077 Personen (-222 bzw. -0,4 % gegenüber Ende Dezember 2018).
Die Arbeitslosenquote nach nationaler Definition liegt bei 8,5 %. Das ist ein Rückgang von -0,2 Prozentpunkten gegenüber dem Dezember 2018.
Arbeitslosigkeit sinkt bei Frauen, Jugendlichen und Langzeitarbeitslosen
Überdurchschnittliche Rückgänge der Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahr verzeichneten Ende Dezember Jugendliche (-2,8 %), ÖsterreicherInnen (-2,7 %) sowie Frauen (-2,4 %). Die Arbeitslosigkeit der Männer sank mit -1,1 % nur unterdurchschnittlich. Langzeitarbeitslose verzeichneten mit -0,6 % ebenfalls eine sinkende Arbeitslosigkeit. AusländerInnen (+0,6 %), Ältere (+1,0 %), Menschen mit Behinderungen (+3,8 %) sowie Arbeitslose mit gesundheitlichen Vermittlungseinschränkungen (+ 4,9 %) wiesen steigende Arbeitslosigkeit auf.
Baubranche, Tourismus und Handel bringen Jobs
In der Betrachtung nach Branchen zeigten sich Ende Dezember weiterhin in der Baubranche (-3,1 %) wie auch im Tourismus (-2,6 %) die größten Rückgänge. Positiv entwickelten sich aber auch das Gesundheits- und Sozialwesen (-1,5 %) sowie der Handel (-1,1 %). In der Arbeitskräfteüberlassung bleibt die Arbeitslosigkeit mit -0,1% im Vergleich zum Dezember 2018 nahezu unverändert. In der ebenfalls als Konjunkturindikator zu betrachtenden Warenproduktion steigt die Arbeitslosigkeit das dritte Monat in Folge (+2,3 % im Vergleich zum Dezember 2018).
In vier Bundesländern steigt Arbeitslosigkeit an
Die Arbeitslosigkeit stieg in der Steiermark (+1,6 %), in Vorarlberg (+2,7 %), Oberösterreich (+2,5 %) und Kärnten (+0,8%). In allen anderen Bundesländern ging sie zurück: Tirol (- 5,3 %), Salzburg (-5,1 %), Wien (-4,2%), Niederösterreich (-1,5 %) und Burgenland (-1,0 %).
Insgesamt ein Prozent mehr Beschäftigte
Geschätzte 3.763.000 Personen befanden sich im Dezember 2019 in unselbständigen Beschäftigungsverhältnissen. Das waren um +38.000 Personen bzw. +1,0 % mehr als im Dezember 2018. Ende Dezember 2019 standen beim AMS mit 65.443 sofort verfügbaren offenen Stellen (+71, +0,1 %) etwa genauso viele zur Verfügung wie im Vorjahresmonat.
Insgesamt konnten im vergangenen Jahr 601.813 Personen aus AMS-Vormerkung heraus wieder Arbeit aufnehmen. Unter den Beschäftigungsaufnahmen waren 81.713 unter 25-Jährige und 116.627 Personen über 50 Jahre.
Ungleichgewicht am Lehrstellenmarkt
Am Lehrstellenmarkt zeigt sich Ende Dezember österreichweit eine Lehrstellenlücke von 2.492 Lehrstellen (-377). Den 7.401 sofort verfügbaren Lehrstellensuchenden (ohne TeilnehmerInnen der überbetrieblichen Lehrausbildung) standen nur 4.909 sofort verfügbare Lehrstellen gegenüber.
In allen Bundesländern mit Ausnahme von Oberösterreich (+13,7 %) und Vorarlberg (+1,3 %) standen Ende Dezember 2019 weniger sofort verfügbare offene Lehrstellen zur Verfügung als noch Ende Dezember 2018. In Wien überstieg die Nachfrage mit zwölf Lehrstellensuchenden das verfügbare Angebot. In Oberösterreich, Salzburg und in Tirol waren doppelt so viele Lehrstellen als offen gemeldet als es Lehrstellensuchende gab.
Jahresdurchschnitt zeigt unterschiedliche Betroffenheit
Im Jahresdurchschnitt 2019 betrug die Zahl der Arbeitslosen 301.328 und lag damit um -10.779 bzw. -3,5 % niedriger als im Jahresdurchschnitt 2018. In Schulung befanden sich 2019 im Schnitt 61.959 Personen (-9,9 %).
3.796.800 (+55.300, +1,5 %) Personen waren unselbständig beschäftigt. Die Arbeitslosenquote nach nationaler Definition lag im Jahresdurchschnitt 2019 bei 7,4% (-0,3).
Überdurchschnittliche Rückgänge der Arbeitslosigkeit verzeichneten im Jahresdurchschnitt 2019 Jugendliche (-6,7 %), Langzeitarbeitslose (-5,5 %), InländerInnen (-5,2 %) sowie Männer (-4,7 %). Die Arbeitslosigkeit der Frauen ging mit -1,9 % zurück. AusländerInnen (+0,5%), Ältere (+0,7%), Arbeitslose mit gesundheitlichen Vermittlungseinschränkungen sowie Menschen mit Behinderungen (je +2,6%) verzeichneten im Jahresdurchschnitt 2019 steigende Arbeitslosigkeit. Den 6.830 Lehrstellensuchenden standen im Gesamtjahr 2019 durchschnittlich 6.247 offenen Lehrstellen gegenüber.